Schnell einen Rock nähen? Nicht alle Röcke müssen aus vielen Schnittteilen bestehen oder aufwendige Details aufweisen. Manchmal wünscht man sich einen simplen Rock, der toll schwingt. Ob es sich dabei um einen luftigen Sommerrock, einen tollen Reifrock oder um Cosplayrröcke handelt, ist hier irrelevant. Egal für welchen Anlass, manchmal muss es schnell gehen. Mit diesen einfachen Schritten zauberst du dir ganz schnell deinen eigenen Rock! Und das tolle daran ist: man braucht nicht einmal ein Schnittmuster!
Der Fokus liegt hier auf ausladenden Röcken, unter denen ein runder Reifrock getragen wird, da für diese Röcke ein bisschen mehr beachtet werden muss. Sollte dich das nicht betreffen, kannst du Punkt 3 überspringen.
Röcke gelten als sehr einfache Kleidungsstücke, viele Modelle können auch völlig ohne Schnittmuster hergestellt werden. Das erleichtert und beschleunigt den Nähprozess ungemein.
Wie sieht so ein einfacher Rock aus?
Die Basis besteht aus einem Rechteck. Je nachdem wie viel Stoff zur Verfügung steht, können Falten gelegt oder Rüschen gezogen werden. Welche Variante gewählt wird, hängt von deiner Vorliebe ab. Das Ziel ist es aber, dieses breite Rechteck soweit zu verkleinern, dass es gut sitzt und nicht hinunterrutscht. In der hinteren Mitte wird eine Naht entstehen, in welche auch der Verschluss eingearbeitet wird (ob Zip, Drücker oder Hakenverschluss ist dir überlassen).
Dadurch, dass der Rock oben also in Falten gelegt oder zusammengezogen wird, bleibt unten sehr viel Weite übrig, die sich toll schwingen lässt.
Du brauchst:
Stoff
Stanzband/ Gürtelband/ Bügeleinlage
Zip/ Nahtzip/ Haken/ Drücker
Maßband, Stecknadel,... das typische Nähzubehör
Was ist ein Stanzband und wofür wird es verwendet?
Ein Stanzband ist eine Hilfestellung zum Nähen von Rock- und Hosenbündern. Es verhält sich generell wie gewöhnliche Einlage und dient zur Stabilisierung. Durch die vorgestanzten Büge, lässt sich der Bund einfach falten, wodurch ein regelmäßig breiter Bund entsteht. Stanzbänder gibt es in unterschiedlichen Farben, Breiten und Stärken.
Natürlich kannst du diesen Rock auch ohne ein Stanzband nähen, verwende hierfür einfach gewöhnliche Bügeleinlage.
So nähst du deinen Rock Schritt für Schritt
1. Begonnen wird mit dem Bund.
Messe mit dem Maßband die stelle ab, wo der Rock sitzen soll (solltest du mehrere Röcke übereinander tragen, ziehe diese an). Danach wird diese Länge + Nahtzugabe + eventueller Unter/Übertritt von dem Stanzband abgeschnitten.
z.B.: Der Rock soll in der Taille sitzen. Das Taillenmaß beträgt 71 cm + Nahtzugabe (2 cm) + Untertritt (3 cm) = ergibt eine Länge von 76 cm.
Verwendest du kein Stanzband, sondern gewöhnliche Bügeleinlage, dann kannst du selbst festlegen, wie breit dein Bund ist und den Bund bereits zuschneiden.
Soll dein Bund 4 cm breit sein, beträgt die fertige Bundbreite 4 cm * 2 + jeweils 1 cm Nahtzugabe (4 * 2 cm + 2 * 1 cm = 10 cm). Der Bundstreifen ist also 76 cm lang und 10 cm breit.
2. Als nächstes wird das Stanzband auf den Stoff gebügelt. Schneide den Stoffstreifen etwas größer als das Stanzband. So ragt das Stanzband nicht über den Stoff und somit kann auch kein Kleber auf das Bügelbrett kommen.
Anschließend wird der Bund links auf links der Länge zusammengefaltet, an den kurzen Seiten abgenäht und gewendet.
Sollte ein Über- oder Untertritt genäht werden, sollte die hintere Mitte markiert werden, damit du weißt, wie viel der Bund später überlappt.
3. Ziehe deiner Schneiderpuppe den Reifrock und gegebenenfalls weitere Unterröcke an. Nun kann der Stoff an der Puppe beliebig drapiert oder gefaltet werden (sollten vorne kleine Falten und hinten große Falten gelegt werden).
Die Falten können auch überlappen, um mehr Weite im Saum zu bekommen. So kannst du dir gut vorstellen, wie das Endergebnis über dem Reifrock aussieht. Achte dabei darauf, dass der Stoff im richtigen Fadenlauf drapiert wird. (Sollte der Stoff 1,4 m breit sein, dann ist das deine Länge des Rockes. Hast du 4 m gekauft, ist das die Breite deines Rockes.)
Mit dieser Methode kannst du auch mit einem beliebigen Stoff testen, wie viel Stoff du tatsächlich benötigen wirst.
Für das Modell auf dem Bild habe ich 4m 1,5m breiten Stoff benötigt.
Rechnest du lieber?
Möchtest du dir das drapieren sparen und lieber berechnen, wie viele Meter Stoff du benötigst, dann kannst du das auch machen. Wichtig ist, dass du den Saumumfang des Reifrockes beachtest. Das ist die minimale Saumweite die du benötigst, da der Reifrock sonst größer als dein eigentlicher Rock ist. Behalte die Saumweite also im Hinterkopf.
Die fertige Taillenweite soll 71 cm betragen. Angenommen, dein Faltenabstand ist 3 cm (also alle 3 cm kommt eine Falte).
Taillenweite / Faltenabstand = Faltenanzahl (71 / 3 = 23,66) Sollte das Ergebnis keine ganze Zahl sein, werden die nachstehenden Kommastellen ignoriert, du kannst ja keine halbe Falte legen.
Es werden also 23 Falten mit 3 cm Abstand möglich sein. 23 * 3 = 69 cm. Es fehlen also noch 2 cm. Diese Differenz kann dann links und rechts hingemessen werden, damit die Falten nicht direkt an der Kante starten, oder aufhören (also beträgt der erste Abstand bis zur Falte 4 cm). Als nächstes musst du dir überlegen, wie tief die Falten werden sollen. Mit einer Faltentiefe von 5 cm pro Falte, ergibt das eine Rockweite von 186 cm (23 Falten * 5 cm Falteninhalt + 71 cm Umfang). Sollte die Saumweite deines Reifrockes mehr betragen, benötigst du entweder mehr Falten (also einen kleineren Faltenabstand als 3) oder mehr Falteninhalt pro Falte.
Angenommen, die Saumweite ist in Ordnung. Dann werden zu diesen 186 cm noch Nahtzugabe hinzugegeben (je nach Verarbeitungsmethode 2-4 cm * 2).
Soll der Rock nur gezogen werden?
Damit der Rock schön rüschig fällt, benötigst du minimum 2-3 x die fertige Weite (also z.B. 71 cm * 3 =213 cm). Kontrolliere auch diese Weite wieder mit der Saumweite des Reifrockes und gib ein paar cm Nahtzugabe hinzu.
Rocklänge
Die Länge des Rockes kann ebenfalls schon im Vorhinein bestimmt werden. Hierzu wird dir Seitennaht am Reifrock (der an der Puppe hängt) gemessen. Die Puppe muss dabei auf deine Größe eingestellt sein. Überprüfe den Abstand der Taille bis zum Moden mit deiner eigenen. Durch die große Saumweite, ist die Seitennaht länger, als wenn du die Länge nur an dir selbst messen würdest. Bedenke auch, die Höhe deiner Schuhe, solltest du Absatz oder Plateau tragen. Zur Sicherheit gib noch ca. 10 - 15 cm extra hinzu.
Die Länge des Rockes kann aber auch später mit einem Rockabgleicher bestimmt werden.
4. Solltest du die Falten an der Puppe gesteckt haben, vergewissere dch, dass die Stecknadeln nicht herausfallen können. Zur Sicherheit können die Falten kurz geheftet werden.
Hast du die Falten berechnet, werden diese nun gelegt.
Möchtest du den Rock ziehen, dann nähe nun an der oberen Seite zwei parallele, ca. füßchenbreite Linien mit großen Stichen. Diese werden nicht vernäht. Markiere dir die Hälfte (also die vordere Mitte. Du nimmst die beiden oberen Fäden einer Seite und beginnst gleichzeitig daran zu ziehen. Achte darauf, dass der Faden nicht reißt. Ziehe von beiden Seiten und versuche die Weite regelmäßig zu verteilen. Beide Seiten müssen gleich lang sein. Messe zur Kontrolle nach.
5. Schließe danach die Seitennaht und lasse oben ca. 25 cm für den Zip offen (oder für welchen Verschluss du dich entschieden hast). Bügle und versäubere die Naht. Nähe den Zip ein.
6. Nun wird der Bund oben aufgesetzt (Sandwichmethode oder mit zwei Nähten) und der Bundverschluss angebracht.
7. Sollte die Länge noch nicht berechnet worden sein, wird diese nun festgelegt. Hierzu wird der Rock mitsamt Unterrock und Reifröcken angezogen und mit einem Rockabgleicher abgeglichen (Schuhe nicht vergessen). Danach wird der Saum gebügelt und genäht. Fertig!
(Das letzte Bild ist noch der gesteckte Rock, weil ich Dummkopf von dem fertigen Stück kein Bild gemacht habe.)
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